100 Jahre "Gut Flug" Anrath
   
  Brieftaubenzuchtverein Gut Flug Anrath
  Vereinsgeschichte
 
100 Jahre Brieftaubenzuchtverein 
„Gut Flug“ Anrath. 
Der Brieftaubenzuchtverein „Gut Flug“ Anrath, feiert in diesem Jahr sein 100 jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass soll auf die Geschichte dieses traditionsreichen Vereins zurückgeblickt werden. Brieftauben gehörten vor der Erfindung von Telegraph und Telefon zu den schnellsten Möglichkeiten der Nachrichtenübermittlung. Dank ihres überragenden Orientierungssinns waren sie in der Lage, über Hunderte von Kilometern in wenigen Stunden an ihren Heimatort zurückzukehren und dabei wichtige Nachrichten zu übermitteln. Zwar verloren die Tauben mit der Verbreitung moderner technischer Kommunikationsverfahren nach und nach ihre ursprüngliche Bedeutung, dafür aber entwickelte sich ein großes Interesse in der Bevölkerung an der Zucht und dem sportlichen Einsatz dieser Tiere. So kam es zu Beginn des 20.Jahrhunderts zur Gründung zahlreicher Brieftaubenzuchtvereine, darunter auch „Gut Flug“ Anrath. In der Folgezeit verbreitete sich der Taubensport über ganz Mitteleuropa. An Rhein und bildete sich ein besonderes Zentrum aus, so dass man hier auch von der Taube als „Rennpferd des kleinen Mannes“ spricht. Der Kontinuität des Vereine „Gut Flug“ Anrath ist es zu verdanken, dass nicht nur der Verein selbst, sondern sogar die Gründungsurkunde aus dem Jahre 1909, die vielen Jahrzehnte mit immerhin zwei Weltkriegen überdauert hat. Der Urkundentext lautet; Verband Deutscher Brieftauben-Liebhaber-Vereine. Allerhöchster Protektor Se. Majestät der Kaiser und König. Hannover-Linden, den 19.Januar 1909. An den Verein Gut Flug, z.Hd. Herrn Matthias Stein, Anrath b/ Crefeld, Crefelderstr. 21 Ihr Verein ist durch Präsidialbeschluß vom 10.d.Mts. in den Verband aufgenommen und ersuche ich nunmehr um Einsendung des Eintrittsgeldes von Mk. 30,- und der Beiträge von Mk. 10,- wodurch die Aufnahme dann erst endgültig erledigt ist, und werden Ihnen die Stempel etc. bald darauf zugehen. Hochachtungsvoll! W.Dördelmann Der Verein erhielt die Nummer 01735, welche auch auf den Taubenringen zu finden ist. Die Gründungsurkunde findet auch Erwähnung in einer Festschrift anlässlich des 60 jährigen Vereinsjubiläums im Jahre 1969. Diese Schrift ist eine Fundgrube für die Vereinsgeschichte. Das Geleitwort schrieb der damalige letzte Bürgermeister Anraths, Josef Brockmanns, der selbst lange Jahre dem Vereinsvorstand angehört hatte. Er schreibt dort u.a.: „In den zurückliegenden 60 Jahren hat der Verein alle Höhen und Tiefen des Brieftaubensports erleben dürfen. Die beiden Weltkriege brachten allen Brieftaubenhaltern große Rückschläge. Doch die Mitglieder des Vereins überstanden diese Schwierigkeiten und schufen dem Verein besonders in den letzten 20 Jahren, durch ihre schönen Erfolge einen weit über die Grenzen Anraths hinaus bekannten Namen“ Wegen ihrer Autenzität und ihrem interessanten Inhalt sei die in der Festschrift abgedruckte Vereinschronik hier nun weitgehend komplett wiedergegeben: Die Gründung des Vereins erfolgte entsprechend Gründungsurkunde am 19.Januar 1909. Das 1. Vereinslokal war die Gaststätte Matthias Bermes, Anrath, Bahnstraße 27. Die Vereinsgründer waren: Gerhard Hissen als Vorsitzender, Matthias Stein als Schriftführer, Matthias Bermes als Kassierer, Ewald Bodewig, Jakob Brinkmann und Michael Weger. Nach Vereinsgründung wurden die Tauben mit der Bahn unter schwierigen und primitiven Verhältnissen befördert. Ein Reisesystem war nur in geringen Maße bekannt. Man wählte Taubenauflaßorte in östlicher Richtung mit einer weitesten Flugentfernung von ca. 350 km. Während des 1. Weltkriegs fanden keine Wettflüge statt, da damals schon die Brieftaube für militärische Zwecke Verwendung fand. Nach Kriegsende wurde ab 1919 im kleinen Ausmaß z.T. unter belgischer Besatzungsmacht, der Reisebetrieb wieder aufgenommen. Der Verein „Gut Flug“ war im Jahre 1922 Mitbegründer der heute noch bestehenden RV (Reisevereinigung) Viersen.Es schlossen sich in Viersen rd. 15 Vereine zusammen, die einen planmäßigen Reisebetrieb aufnahmen. Die Reisemethode war; jeder Taube wurde vor dem Transport zum Auflaßort ein Gummiring angelegt. Die Kontrolluhr jedoch besaß der Verein , der diese Uhr im Vereinslokal aufstellte. Jedes Vereinsmitglied musste hier nach Eintreffen einer Taube vom Wettflug den Gummiring abliefern,der in diese Uhr eingegeben wurde. Eine handgeschriebene Preisliste bestätigte sodann die Preisfolge. Taubenwetten wurden auch in geringfügigem Umfang betrieben. Von dieser Zeit an blühte der Taubensport in Anrath auf. 1930 wurde durch Mitgliedschaft des allen Taubenliebhabern bekannten Karl Huppertz, bie zu seinem Tode Hauptlehrer an der Volksschule Clörath, die Interessen am Taubensport gefördert. Selbst heute noch sind viele seiner ehemaligen Schüler aktive Brieftaubenliebhaber. Durch Mitgliederzuwachs- bis Kriegsende durchschnittlich 20-25 aktive wurde das Vereinsleben gefördert und für damalige Verhältnisse eine schon beachtliche Taubenleistung nachgewiesen. Bei Kriegsausbruch war durch Einzug zur Wehrmacht für viele Mitglieder die Taubenhaltung unterbrochen. Unsere Vereinsmitglieder , Josef Brockmanns als Oberbrieftaubenmeister und Willy Bösch, wurden durch das Oberkommando der Wehrmacht in Berlin den Heeresbrieftaubenabteilungen zugeteilt. Sie leiteten Taubeneinsätze von Ostpreußen bis zur Kanalküste. Die letzten am Ort lebenden Tauben wurden auf Veranlassung der alliierten Besatzungsmächte bei Kriegsende getötet. Jedoch 1946, kurz nach dem Zusammenbruch, gab der Verband der Brieftaubenzüchter bereits wieder Metallringe zur Beringung von Jungtauben, auch an unseren Verein, ab. Es begann wiederum, angeschlossen an die RV Viersen, der Reisebetrieb.Der Verein wuchs zu einer stattlichen Mitgliederzahl auf. Hervorragende Leistungen der Mitglieder Karl Huppertz, Andreas und Willy Bösch in Zucht und Reise machten den Verein über Anraths Grenzen hinaus bekannt. Die Taubenwettflugkonkurrenz erstreckte sich, vornehmlich bei den Flügen weiterer Entfernungen (z.B. Endflug Wien über die Gebiete des linken Niederrheins, umfassend Aachen im Süden, Düsseldorf im Osten, Kleve im Norden und die westliche holländische Grenze. Karl Huppertz leitete in der Clörather Schule die größte Vereins-Jugendgruppe des Verbandes Deutscher Brieftaubenliebhaber. Eine Veröffentlichung in der Brieftaubenzeitschrift zeigte im Bild die damals 54 aktiven jugendlichen Züchter. Der Verein „Gut Flug“ beteiligte sich an der Gründung der ortsansässigen Reisevereinigung Anrath im Jahre 1955. Seit dieser Zeit beschicken die Mitglieder jährlich die Wettflüge in süd-östlicher Richtung mit Endflügen von 600- 700 km. Die Namen der Vereinsmitglieder Heinz Brouwers, Gottfried Erkens, Hans Müller, sind in Züchterkreisen durch hervorragende Flug- und Ausstellungsleistungen bekannt. Seit Gründung der RV Anrath sind viele Meisterschaften und Ehrenpreise, ferner Verbandsauszeichnungen in Bronze, Silber und Gold durch Mitglieder des Vereins errungen worden. Die Chronik kann hier wegen der Fülle der sportlichen Leistungen keine Einzelaufstellung bringen, möchte aber vornehmlich für Taubenliebhaber in Erinnerung bringen, dass eine Taube des Mitglieds Hans Müller mit Ring 01735-60-482 im Jahre 1967 vom Brieftaubenverband für hervorragende Flugleistungen zur Brieftaubenolympiade nach Wien berufen wurde. Im Jahre seines 60 jährigen Bestehens, gehörten dem Verein 20 Mitglieder an. Geführt wurde der Verein von 2 Vorsitzenden, und zwar von Gerhard Hissen, von der Gründung bis 1934 und von Willy Bösch, von 1934 bis zum Tage des 60 jährigen Bestehens. Es folgt eine Auflistung der 20 Mitglieder von 1969, mit dem jeweiligen Eintrittsjahr in Klammern: Manfred Ascher(1965), Andreas Bösch jun.(1964), Andreas Bösch sen.(1922), Monika Bösch(1964), Willy Bösch(1922), Josef Brockmanns (1927), Heinz Brouwers (1932), Artur Dahmen(1948), Robert Dettlaff (1965), Josef Eggels (1966),Hubert Hüpperling(1958) Franz-Joseph Krebs(1966), Edgar Kunst(1964), Harry Mankat(1958), Hans Müller(1947), Helmut Neuenhofen(1948), Peter Nix(1956), Gottfried Pyls(1956), Johannes Rixen(1927), Manfred Schippschak(1962). Bereits zehn Jahre früher, also 1959 war das 50 jährige bestehen des Vereins gefeiert worden. Hierzu existiert immerhin noch das offizielle Jubiläumsfoto. Die Feierlichkeiten zum 60ten Jahrestag fanden laut Festschrift am 29. und 30. November 1969 statt. In der damaligen von Hans-Peter Enger herausgegeben Zeitschrift „Anrath im Blickpunkt“ wurde auf das Ereignis mit den Worten eingegangen: Protektor Josef Brockmanns würdigte in seiner Ansprache die Verdienste dieses Vereins. Die beiden Weltkriege brachten, wie auch für andere Vereine, viele Rückschläge, jedoch hätte es der Verein „Gut Flug“ immer verstanden, seinen Idealismus in die Tat umzusetzen. Besonders in den letzten 20 Jahren hat sich der Verein durch Erfolge und Leistungen über die engere Heimat hinaus einen guten Namen geschaffen. Der sportliche und kameradschaftliche Geist der Mitglieder möge auch in Zukunft weiterhin bestehen und reichlich Früchte tragen. Willy Bösch führte den Verein bis 1972. Danach übernahm Artur Dahmen die Vereinsführung bis 1988. Es folgten Heinz Brouwers und 2002 Edgar Kunst, alles altbewährte Mitglieder. Die Kassenbücher belegen, dass es nach dem Krieg nur 2 Kassenführer gab. Diese waren Andreas Bösch sen. und seit 1972 sein Sohn Andreas jun.. Viele interessante Einzelheiten der Vereinsgeschichte können dem ältesten noch vorhandenen und akribisch geführten Protokollbuch entnommen werden. Es deckt die Nachkriegszeit von 1948 bis 1963 ab. Schriftführer waren Josef Brockmanns, Gottfried Gielissen, August Kaussen, Heinz Brouwers und Artur Dahmen, in den späteren Jahren Hubert Hüpperling, Edgar Kunst und Manfred Ascher. Besonderen Wert wurde auf das regelmäßige Erscheinen bei den Versammlungen gelegt. Vereinsmitglieder, welche dreimal unentschuldigt fehlten, drohte der Ausschluss. Aber auch viele Dinge bezüglich der Wettbewerbe wie Vorschriften und Siegerlisten mit den entsprechenden Preisen können hier noch nach vielen Jahren nachgelesen werden. Im Jahre 1999 wurde das 90 jährige Bestehen gefeiert. Von den auf dem damaligen Jubiläumsfotodargestellten Mitgliedern sind seither Josef Brockmanns, Heinz Brouwers, Herbert Grüter, Robert Lennartz, Harry Mankat und Hans Müller verstorben. Im Jahre 2005 entschlossen sich die Sportfreunde von „Gut Fug“ Anrath mit „Heimweh“ Anrath zu einer Fusion. Grund waren die Nachwuchssorgen und der sprunghafte Mitgliederrückgang. Zu Buche schlug hierbei auch der Weggang einiger Mitglieder in eine andere Reisevereinigung(2002) um einen erneuten Richtungswechsel zu umgehen. Diese kehrten erfreulicherweise nach 4 Jahren wieder zurück. Nach dem Zusammenschluss übernahm Hartmut Perseke den Vorsitz, welcher den Verein „Heimweh“ Anrath seit 1977 leitete. Auch dieser Verein, welcher aus Mitgliedern des alten Vereins „Gut Flug“ entstanden war, schaute auf sein 50 jähriges Bestehen zurück. Bis zum heutigen Tag führen die Geschäfte von „Gut Flug“ Anrath als Vorsitzender Hartmut Perseke, als Schatzmeister Heinz Adelmann, und als Schriftführer Manfred Ascher. Als weiteres Vorstandsmitglied steht Edgar Kunst dem Verein zur Seite. Die Zugehörigkeit zum Verein „Gut Flug“ zeichnen Artur Dahmen seit 1948, Edgar Kunst und Andreas Bösch jun. Seit 1964, Manfred Ascher und Erwin Gehring seit 1965 aus. Auch die Mitglieder Heinz Adelmann, Ernst und Michael Weger und Julius Schmitz sind dem Taubensport schon viele Jahrzehnte treu. Dieses beweist auch Hartmut Perseke, der auch als Mitglied ohne Taubenhaltung, im Vorstand der Reisevereinigung Viersen/Anrath und Umgebung sowie in der Gemeinschaft Willicher Brieftaubenliebhaber mitwirkt. Die höchsten sportlichen Leistungen errangen die Sportfreunde Andreas & Andre Bösch sowie Heinz Brouwers. Sie wurden in den Jahren 1985 bzw. 1987 Deutscher Bezirk Meister des Verbandes Deutscher Brieftaubenzüchter. Hervorragende Leistungen errangen die Sportfreunde Edgar Kunst und Artur Dahmen im Jahr 2007 in der Gemeinschaft Willicher Brieftaubenliebhaber. Soweit also die Vereinsgeschichte der letzten Jahre. Ergänzt werden soll noch, dass Artur Dahmen 2008 seine 60 jährige Vereinsmitgliedschaft feiern konnte. Das offizielle Foto zur 100- Jahrfeier zeigt schließlich 10 Mitglieder vor der Schlaganlage von Edgar Kunst. Die offizielle Ehrung durch den Verband Deutscher Brieftaubenzüchter Erfolgt, anlässlich der Brieftaubenolympiade in Dortmund, im Januar 2009. Auch an den Feierlichkeiten der 1000 Jahre Anrath will man sich mit einem großen Taubenauflass beteiligen. 100 Jahre Vereinsgeschichte des Brieftaubenzuchtvereins „Gut Flug“ Anrath geben ein gutes Beispiel für die Vielfältigkeit aber auch die Beständigkeit des Vereinslebens in unserem Ort wieder. Ein vorsichtiger Blick in die Zukunft: Erhaltung des Kulturgutes Brieftaube durch Züchtung und Eignungstest mittels Wettflüge. Menschen die an dieser schönen Freizeitbeschäftigung Interesse haben können sich z.B. wenden an: Artur Dahmen, ; Andre Bösch . Den Taubenliebhabern kann nur gewünscht werden, dass diese schöne Freizeitbeschäftigung für viele weitere Jahrzehnte in Anrath eine Heimat hat.
 
   
 
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